Fohlen – Nach der Geburt
Die Geburt eines Fohlens ist für den Stutenbesitzer ein Höhepunkt seiner züchterischen Planung. Fohlen sind nach der Geburt allerdings doch sehr anfällig und es kommt immer wieder zu tragischen Verlusten.
Wie sollte man mit dem neugeborenen und heranwachsenden Fohlen umgehen und welche prophylaktischen Maßnahmen sind sinnvoll?
Unmittelbar nach Austritt des Fohlens aus dem Geburtsweg setzen die ersten Atemzüge ein.
Nasenöffnung und Mundspalt dürfen nicht von Fruchthüllen und Schleim verlegt sein. Manchmal legt sich die Fruchthülle wie eine Kappe fest um den Fohlenkopf ohne einzureißen, was zum Erstickungstod führen kann. In diesem Falle sollte man zügig Nüstern und Maulhöhle vom Schleim befreien. Anfänglich unregelmäßige Atemzüge werden rhythmischer und tiefer, erkennbar am Heben uns Senken des Brustkorbes. Fehlen diese Anzeichen müssen sie sofort von außen angeregt werden. Dies geschieht am besten durch Aufsetzen und Wechsel- druck beider überkreuzter Hände auf den Brustkorb im Takt der schwachen Ein-und Ausatmungstätigkeit. Durch das Aufsetzen einer trichterförmig geformten Hohlhand kann zusätzlich Luft in die Nasenöffnungen geblasen werden. Diese Maßnahmen sind allerdings nur in wenigen Ausnahmefällen notwendig.
Der Nabel reißt innerhalb der ersten Lebensminuten von alleine durch Aufstehversuche der Mutterstute oder des Fohlens ab.
Das Einreißen erfolgt an einer dafür vorgesehenen Stelle ca. 3 cm unterhalb der Bauchdecke des Fohlens. Falls der Nabel sich nicht spontan löst, kann er an der beschriebenen Stelle durch Abdrehen durchtrennt werden. Abschneiden des Nabels führt häufig zu starken Blutungen. Unmittelbar nach der Durchtrennung sollte der Nabelstumpf mit Betaisadonalösung oder Jod-Alkohol-Tinktur desinfiziert werden. Dies ist sehr wichtig, da der Nabelstumpf häufig Eintrittspforte für Krankheitserreger ist. Über die Nabelvene können die Erreger zur Leber und von dort in das gesamte Blutgefäßsystem bzw. den Körper des Fohlens gelangen. Häufig wiederholtes Desinfizieren und die Kontrolle des Nabelstumpfes ist in den ersten Lebenstagen sehr wichtig.
Erste Aufstehversuche des Fohlens beginnen ca. 5-10 Minuten nach der Geburt. Meistens sind mehrere Versuche notwendig bis das Fohlen endgültig stehen kann. Saug-und Schluckreflexe sind bei Fohlen bereits zum Zeitpunkt der Geburt voll ausgebildet.
Erstes Saugen sollte innerhalb der ersten 3 Stunden erfolgen, da das Fohlen dabei die Kolostralmilch aufnimmt, die Immunglobuline=Abwehrstoffe gegen Krankheitserreger enthält. Fohlen werden ohne diese Immunglobuline geboren. Die Aufnahme von Kolostrum ist lebenserhaltend. Außerdem muss die Kolostrumaufnahme so früh möglich geschehen, da der Fohlendarm ab der 12.-18. Lebensstunde diese Immunglobuline = Abwehrstoffe nicht mehr aufnehmen kann. Im Blut steigt der Gehalt an Immunglobulinen nach genügend hoher Aufnahme von Kolostrum deutlich auf Werte über 800mg/dl.
Mittels eines Schnelltestes kann der Immunbglobulin G -Gehalt im Fohlenblut nachgewiesen werden (IgG-Test). Fohlen, die nicht an die Stute gebracht werden können, müssen die von der Stute abgemolkene Kolostralmilch per Flasche mit Sauger erhalten. Saug- und Schluckreflexe müssen vorhanden sein. Die Milch sollte nicht mit Gewalt eingeflößt werden, da die Gefahr eines Verschluckens in die Luftwege besteht. Kann ein Fohlen weder Saugen noch Schlucken, erhält es die Kolostralmilch über die Nasenschlundsonde. Später kann es auch mit Milchersatz wie Salvana Fohlenmilch aufgezogen werden. Einfacher ist die Aufzucht mutterloser Fohlen bei Vorhandensein einer Ammenstute.
Das Fohlenpech=Mekonium geht innerhalb 3-12 Stunden ab. Es ist schwarz und klebrig und entsteht im Fohlendarm aus Zerfallsprodukten. Nach spätestens 96 Stunden sollte das Fohlen gelben Milchkot absetzen.
Hengstfohlen leiden aufgrund ihres schmäleren Beckeneinganges häufiger unter Mekoniumverhalten als Stutfohlen; der Kotstrang kann im Darm diese Enge nicht passieren und es kommt zu Kotstauungen. Es hat sich bewährt, speziell bei Hengstfohlen, prophylaktisch nach der Geburt ein Klistier in den Enddarm einzugeben.
Trotz größter Vorsicht kann sich ein Fohlen mit verschiedenen Erregern infizieren:
1. Fohlenlähme=neonatale Septikämie
Umwelt, Stute und Fohlen fungieren als Träger infektionsbegünstigender Faktoren. Als Erreger für diese Krankheit kommen z.B. Streptokokken, Staphylokokken, Salmonellen, Klebsiellen vor; diese Bakterien können das Fohlen sowohl vor, während als auch nach der Geburt infizieren. Die Krankheit ist eine septikämisch – sich im Blutkreislauf des Fohlens verteilende Allgemeinerkrankung, die sich in Gelenkentzündungen, muskulären Abszessen, Darmentzündungen mit Durchfällen und Entzündungen der Lunge und Bronchien äußern kann. Für eine ausreichende Stall-, Zucht- und Geburtshygiene müsse gesorgt werden.
2. Atemweginfektionen
Fohlen und Jährlinge sind besonders anfällig für Atemweginfektionen. Ein neuankommendes infiziertes oder infektionsverdächtiges Tier sollte sofort isoliert werden.
3. Parasitäre Durchfälle
Die Fohlen infizieren sich über die Muttermilch während der ersten Lebenstage mit den Larven von Darmparasiten.
Für die Behandlung infektiöser Fohlendurchfälle ist die exakte Kenntnis des Erregers meist von untergeordneter Bedeutung; Streß spielt eine große Rolle.
Hohe kolostrale Antikörpertiter stellen den besten Schutz gegen Durchfälle dar.
Die allgemeine Hygiene spielt eine wesentliche Rolle.
Ist das Fohlen gesund und entwickelt sich gut, sollte man durch Entwurmungen und Impfungen die weitere Gesunderhaltung unterstützen.
Entwurmung
Bei Fohlen sollte schon im Alter von 4-6 Tagen mit der Entwurmung beginnen. Bis zum Alter von 6 Monaten sollten die Entwurmungen in 4 wöchigem Abstand, danach bis zum Alter von 12 Monaten alle 8 Wochen erfolgen.
Anschließend ist die regelmäßige Entwurmung, wie bei den erwachsenen Pferden, alle 3 Monate zu empfehlen.
Impfung
Aufgrund der besonderen Struktur seiner Dünndarmwand nimmt das neugeborene Fohlen die mit dem Kolostrum eingenommenen Antikörper in seinem Kreislauf auf. Diese in den Kreislauf eingeschleusten Antikörper schützen es primär vor septikämisch – im Blut sich verbreitenden – Infektionskrankheiten (Fohlenlähme). Die darmgebundenen Antikörper, die ebenfalls in der Kolostralmilch enthalten sind, schützen vor lokal ablaufenden Darminfektionen (Durchfälle). Dieser Schutz hält bis zu 6 Wochen an. Danach muss das Fohlen eigene Abwehrstoffe produzieren. Dies ist allerdings erst in vollem Umfang ab dem vollendetem 3. Lebensmonat möglich. Diese Versorgungslücke mit entsprechenden Antikörpern ist nicht zu verhindern. Zur Unterstützung der Immunantwort kann man das heranwachsende Fohlen ab dem 4. Lebensmonat impfen. Erst jetzt ist es in der Lage, eigene Antikörper zu produzieren.
Pferdeinfluenza (Pferdegrippe)
Impfstoffe : Prevacun F, Cavallon IE. Duvaxyn IE
Die Grundimmunisierung besteht aus 3 Impfungen; die 1. und 2. im Abstand von 4-6 Wochen und die 3. nach weiteren 6 Monaten. Wiederholungsimpfungen sollten alle 6-9 Monate durchgeführt werden.
Wochen, die 3. Nach 4 Monaten. Wiederholungsimpfungen sollten alle 6 Monate durchgeführt werden. Fohlen ab 6 Monaten sollten gegen beide Erreger (Influenza- und Herpesviren) grundimmunisiert werden.
Tollwut
Impfstoffe : Rabisin, Madivak usw.
Es ist keine Grundimmunisierung notwendig. Impfung im 6. Lebensmonat, danach alle 12 Monate.
Tetanus
Impfstoffe: verschiedene Tetanus-toxoide
Grundimmunisierung im 4. Lebensmonat, 2. Impfung im Abstand von 4-8 Wochen, danach alle 24 Monate
Die sorgfältige Aufzucht beinhaltet neben den oben aufgeführten Maßnahmen eine artgerechte Haltung und Fütterung. Pferde sind Lauftiere und benötigen besonders während ihrer Entwicklungsphase viel Bewegung. Auslauf, frische Luft und angemessenes Futter verbessern die Entwicklung und Gesunderhaltung unseres heranwachsenden Pferdes.
Für den Züchter gibt es nichts schöneres, als einen gesunden und gut entwickelten 3-jährigen. Durch entsprechende Maßnahmen kann man die Entwicklung der heranwachsenden Pferde deutlich verbessern.