Was ist ein Sehnenschaden?
Ein Sehnenschaden ist eine teilweise
Zerreißung von einzelnen, kleinen Fasern oder Faserbündeln.
Eine Sehne ist die Verlängerung eines Muskels bis an die Ansatzstelle, an der die Muskelkraft benötigt wird. Dabei überspringt die Sehne oft mehrere Gelenke und wirkt auf Hebel. Beim Pferd sind aufgrund der Größe des Tieres Sehnenstrukturen vor allem an den Beinen relativ lang. Die Sehne sieht in seiner Aufbaustruktur aus wie ein großes Stahlseil. Es besteht aus vielen einzelnen kleinen Fasern, die zu Faserbündeln zusammengefasst sind. Viele von diesen Faserbündeln bilden dann die gesamte Sehne. Die Sehnenfasern sind von unterschiedlicher Elastizität und Stabilität. Im
Zentrum sind im Wesentlichen sehr feste
, aber wenig elastische Fasern zu finden. Je weiter man an die
Peripherie der Sehne kommt, desto
elastischer aber weniger fest sind die Fasern. Das hat zur Folge, dass
bei einer extremen Zugbelastung an der Sehne, die
Fasern im Zentrum als erstes zerreißen.
Im
Ultraschall sieht man dann ein
schwarzes Loch im Zentrum der Sehne. Tritt sich ein Pferd mit dem einen Bein in das andere, so kann das auch zu einer Verletzung der Sehne führen. Die außen liegenden Fasern werden jetzt eher verletzt und schützen dadurch auch die in der Mitte der Sehne befindlichen festen Faserstrukturen. Man könnte fast sagen, dass das „Skelett“ der Sehne in der Mitte liegt, während die
elastischen Fasern drum herum die stabilen Zentralfasern
als Schutzmantel gegen Schlag schützen. Ein Schaden in der Mitte der Sehne hat eine deutlich größere statische Bedeutung als am Rand der Sehne. Bei einem Schaden zerreißen einige der Sehnenfasern oder auch Sehnenfaserbündel, und es fließt Blutflüssigkeit in den Hohlraum. Diese Flüssigkeit erscheint im Ultraschall als ein schwarzes Loch und führt äußerlich zu einer Schwellung der gesamten Sehne.
Wie entsteht ein Sehnenschaden?
Ursächlich für einen Sehnenschaden kann z.B. das
Hineintreten des Hinterbeines in die Sehne des Vorderbeines sein. Dabei kommt es häufig zu einer sehr lokal begrenzten Schwellung unmittelbar an der verletzten Stelle. Wird die Sehne durch
Überlastung oder auch durch das
Eintreten in ein Loch oder extrem weichem Boden massiv gedehnt, kommt es zu einer teilweisen Zerreißung von Sehnenfasern und Sehnenfaserbündeln. Vor allem bei Pferden, die nicht ausreichend trainiert sind, ist die Häufigkeit eines Sehnenschadens hoch.
Wichtig beim Pferdetraining ist das
regelmäßige Arbeiten der Pferde, um die
Durchblutung und die Stoffwechselsituation in der Sehne möglichst zu erhöhen. Der Organismus reagiert mit einer solchen regelmäßigen Belastung mit einer
Verstärkung des Sehnenaufbaues. Wird nicht trainiert, ist die Sehne schwach strukturiert, damit schnell überlastet und Sehnenfasern zerreißen.
Genauso wichtig ist es, die
Koordination der Bewegung zu trainieren. Auf weichem Boden und abwechselnd auch auf hartem Boden zu reiten ist ebenso wichtig, wie das Reiten im Gelände auf ungleichen und unregelmäßig festen Böden. Nur so „lernt“ das Pferd auf unvorhergesehene Bodenverhältnisse auch spontan reflexartig zu reagieren. Ist das Pferd nicht entsprechend geschult, können schnell Sehnenverletzungen aufgrund einer einfachen Bodenwelle oder eines spontanen Stolperns entstehen.
Wie behandelt man einen Sehnenschaden?
Zuerst mit kalten Wasser abspritzen oder Eispacks verwenden. Die
Kälte führt dazu, dass sich die Blutgefäße verengen und damit wird die Blutungsneigung deutlich verringert. Die Schwellung wird nicht ganz so stark und die geringe Schwellung führt dazu, dass der Heilungsprozess schneller eintritt.
Nach ca. 3 Tagen sollte man die Sehne mit
Wärme behandeln. Jetzt ist die Blutungsgefahr gebannt, die Blutgerinnung ist abgeschlossen. Wir wollen jetzt eine starke Durchblutung, damit die
Reparationsvorgänge möglichst schnell und effizient arbeiten. Das passiert bei einer maximalen Durchblutung des Gewebes. Sehnenfaser wird nicht durch Sehnenfaser ersetzt. Die defekte Sehnenfaser wird durch ein weiches
Narbengewebe ersetzt. Je schneller die Reparatur, desto elastischer ist dieses Ersatzgewebe.
Ruhe ist in dieser ersten Phase wichtig. Es muss zuerst ein gewisser Anteil jugendlicher Faserstrukturen gebildet worden sein. Je nach Größe und Lage des Defektes benötigt diese Phase
ca. 4 – 6 Wochen. In manchen Fällen und bei größeren Defekten
auch länger.
Nach dieser Zeit sollte die Sehne
vorsichtig zu Beginn im Schritt belastet werden. Die noch ungerichteten neuen Fasern werden in die Belastungsrichtung der Sehne gedehnt und organisieren sich entsprechend ihrer Belastungsausrichtung.
Nach weiteren 2 -4 Wochen kann dann mit
Trabarbeit begonnen werden.
Ein entsprechender
orthopädischer Beschlag kann die Heilung in dieser Phase sehr effizient unterstützen.
Als Maßgabe gilt – so früh wie möglich mit der Bewegung beginnen – aber nicht bevor sich ausreichend Gewebsfasern gebildet haben.
Unterstützen kann man die Heilung durch die
Gabe von Bausteinen, die die Sehne benötigt ein möglichst hochqualitatives Ersatzgewebe zu produzieren. Das kann direkt in die Sehne gespritzt werden oder auch als Dauertherapeutikum während der Heilungsphase in Form einer Futterergänzung.
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Wie beuge ich Sehnenschäden vor?
Ein entsprechendes Training ist die beste Prophylaxe. Das tägliche Training auf dem optimalen Reitplatzboden ist sicher die Basis. Doch sollte jedes Pferd mindestens einmal die Woche auf einem sogar unregelmäßigen Naturboden gearbeitet werden. Die Schulung des Pferdes mit unvorhergesehenen Bodenverhältnissen umzugehen ist genauso wichtig wie das sportspezifische Training. Gamaschen als Schlagschutz machen Sinn, Bandagen eher weniger. Auch bei der Sehnenprophylaxe ist ein regelmäßiges Umbeschlagen oder Ausschneiden des Pferdes durch den Hufschmied eine wichtige Prophylaxe Maßnahme.