Skip to content

Hustendes Pferd

Mein Pferd hustet beim Reiten immer zu Beginn der Arbeit

Was kann das für eine Ursache haben?

Nicht selten haben Pferde eine Infektion der Atemwege. Diese Pferde sind in dieser Zeit aber dann auch wirklich „krank“. Sie haben Fieber, Nasenausfluss und sind matt. Diese akute Form einer Atemwegsinfektion nennt heute auf „Neudeutsch“ IAD (Infectious airway desease). Der akute Husteninfekt ist also offensichtlich.

Viel schwieriger ist die Bewertung der Situation des gelegentlichen Hustens. Oft wird im Vorbericht einer Atemwegsuntersuchung vom Pferdebesitzer berichtet, dass das Pferd fast täglich mehr oder weniger vor allem zu Beginn des Reitens einige Male husten würde. Dies alleine ist schon eine sehr wichtige und für den Tierarzt aufschlussreiche Information. Diese Symptomatik wird nicht durch eine akute Infektion verursacht. Allergie / Überempfindlichkeit auf Staub, Blütenstände und Pilzsporen ist die Hauptursache einer solchen Problematik.

Was passiert beim Pferd?

Husten ist grundsätzlich eine Abwehrreaktion des Körpers zum Entfernen von störenden Substanzen aus den Atemwegen. Einmaliges oder gelegentliches Husten ist dafür eine Erklärung. Im Stall inhalieren Pferde den Staub aus Heu und Stroh und damit auch jede Menge Pilzsporen und andere pflanzliche Eiweißbestandteile. Wie auch der Mensch reagiert das Pferd unterschiedlich empfindlich auf Fremdeinweiße. Manche reagieren einfach nur erhöht empfindlich (Überempfindlichkeit), während die meisten Pferde allergische Reaktionen zeigen. Beide Formen führen zu einer ständigen Reizbelastung der Atemwege. Als Folge reagiert das Bronchialsystem des Pferdes mit einem Krampf. Bei Belastung versucht der Körper sich der Staubbestandteile durch Abhusten zu entledigen. Die gereizte Schleimhaut aber führt zu einer erhöhten Sensibilität. Häufiges Husten, und dazu gehört auch schon das regelmäßige Abhusten zu Beginn einer Reitstunde, wird vom Körper mit einer Gegenreaktion, einem Verkrampfen und damit Engstellen der Bronchien beantwortet. In Folge dieser Reaktion versucht das Pferd den „Widerstand“ in den Bronchien durch Freihusten zu entfernen. Dies führt aber zu einem weiteren Reiz und damit in einen Teufelskreislauf.

Diese Form der Erkrankung hat viele Namen. COB (chronisch obstruktive Bronchitis), COPD (Chronic obstructive pulmonary desease) und RAO (recurrent airway obstruction)  werden als Bezeichnung dieser Krankheit verwendet. RAO ist die aktuell anerkannte und im Sinne der Formulierung zutreffenste Bezeichnung – eine widerkehrende Verengung der Atemwege. Eine abschließende Diagnose wird durch eine Endoskopie / Bronchsokopie mit einer Zelldifferenzierung gestellt. Die Zellbestimmung soll helfen, die Ursache so genau als möglich einzugrenzen und eine effektive Therapie abzuleiten. Eine langandauernde Hustenproblematik kann zu deutlichen Leistungseinschränkungen, Infektanfälligkeit und im Extremfall zu einer Dämpfigkeit bis hin zum Verlust des Pferdes führen.

Wie sieht die Therapie aus?

Die Ursachen bekämpfen ist sicher die allerbeste Therapieform. Staub minimieren, Futterqualität optimieren, regelmäßige Bewegung in allen drei Gangarten und damit die Belüftung der Lunge sind wichtige Basisbestandteile einer erfolgreichen Behandlung. Bronchienerweiternde Substanzen und je nach Endoskopiebefund auch Schleimlöser sind nur symptomatische Begleittherapien. Konnte ein krankmachendes Bakterium als ein Ursache der Hustenerkrankung isoliert werden, wird er durch ein spezifisches Antibiotikum behandelt. Bakterien sind bei chronischen Atemwegserkrankungen fast immer nur eine erschwerende Begleitproblematik. Das Grundproblem ist die Allergie / Überempfindlichkeit. Eine Überempfindlichkeit kann durch die verbesserte Umfeldsituation im Stall und der sonstigen Pferdeumgebung sehr effektiv behandelt werden. Diese Optimierungsmaßnahmen helfen bei  einer festgestellten allergischen Ursache auch schon zu einem großen Anteil. Es sind heute zusätzlich sehr effektive Desensibilisierungssubstanzen für jedes Pferd und seine Allergiespezifikation herstellbar. Dazu kann im Blut des Pferdes die Allergengruppe bestimmt und eine Desensibilisierung erstellt werden.

Vorbeugen ist besser als Heilen!

Eine staubfreie Umgebung, gute Heugrundqualität, Impfung gegen Pferdegrippe (Influenza) und regelmäßige und vor allem ausreichende Bewegung auch in höheren Gangarten zur Belüftung der Atemwege ist die biologisch sinnvollste Art und Weise mit der sehr hohen Empfindlichkeit unserer Pferde im Bereich der Atemwege umzugehen. Abgesehen von dem Wohlbefinden und der Leistungsfähigkeit unserer Pferde, ist das auch bei weitem die finanziell günstigste Möglichkeit, Gesundheitskosten für ihr Pferde einzusparen.

Back To Top