Hufgeschwür
Was ist ein Hufgeschwür?
Ein Hufgeschwür ist eine Infektion im Bereich der Lederhaut des Hufes. Es kommt zu einem Abszess. Der Huf des Pferdes ist eine große hornige Kapsel, die an seiner Innenseite mit der Huflederhaut verbunden ist. Die Huflederhaut ist eine lebendige Struktur mit Blutgefäßen und Nerven, während die Hornkapsel selbst nur aus Hornzellen besteht.
Dringt ein Fremdkörper durch die isolierende und schützende Hornschicht hindurch, kommt es schnell zum Hineintragen von Schmutzpartikel in die unter der Hornschicht liegende Lederhaut. Eine Infektion findet statt und in der Folge kommt es zu einem Abszess. Der durch die Abszesskapsel entstehende Druck kann sich nicht ausdehnen und die sensible Lederhaut wird gequetscht. Dieser Prozess bzw. die schlagartig entstehende Schmerzhaftigkeit kann sehr schnell innerhalb von weniger als einer Stunde ablaufen und die Symptomatik bis zum nicht mehr belasten der Gliedmaße führen. Aufgrund der hochgradigen Entzündung kommt es zu einer maximalen Durchblutung dieses Hufbereiches. Die versorgenden Blutgefäße, die Arterien pochen extrem, was sehr einfach innen und außen an der Fessel des Pferdes spürbar wird.
Was ist zu tun?
Ist der Abszess in einem fortgeschrittenen Stadium, dann ist das Pferd auch deutlich lahm. Durch Abtasten mit einer Hufzange ist der Schmerz und damit indirekt auch die Lokalisation des Hufgeschwürs festzustellen. Genau an der Stelle des maximalen Schmerzes wird dann mit einem Hufmesser ein möglichst kleiner Kanal geschnitten, bis die Abszessflüssigkeit nach außen abläuft. Ist der Druck weg, läuft das Pferd nach kurzer Zeit wieder schmerzfrei. Das geschnittene Loch muss desinfiziert werden und bei größeren Löcher auch ein Hufverband angelegt werden. So kann nicht neuer Schmutz in den Kanal eindringen und eine erneute Infektion verursachen.
Manchmal ist der Schmerz noch nicht extrem ausgeprägt und damit auch nicht genau einzugrenzen. In dieser Phase ist die Reifung des Abszesses noch nicht abgeschlossen. Ein Hufverband mit einem Anguss weicht die Hornkapsel in dieser Phase etwas auf und mit ein wenig Glück bricht das Hufgeschwür von alleine durch die etwas aufgeweichte Hornkapsel durch.
In extremen Situationen kann das Hufgeschwür nach oben zum Saumband hin durchbrechen. Dies passiert meist dann, wenn die Hornkapsel aus sehr hartem und festem Horn aufgebaut ist. Ein Aufbrechen des Abszesses nach oben ist nicht dramatisch. Auch hier sollte ein Hufverband einer Reinfektion des Abszesses vorbeugen.
Was kann prophylaktisch unternommen werden?
Regelmäßiges Hufauskratzen und vor allem das Entfernen kleiner, spitzer Steinchen aus der weißen Linie beugt einem Hufabszess am effektivsten vor. Die weiße Linie ist ein mit hellem etwas lockererem und hellerem Horn aufgefüllten Spalt zwischen dem Tragrand und der Sohlenfläche. Aus diesem Grunde heißt dieser Bereich auch weiße Linie. Durch die weichere Konsistenz können Steinchen dort auch schneller eingetreten werden und sich immer weiter nach oben schieben. Nach ca. 1 -2 cm erreichen sie die Lederhaut und die Infektion findet statt.
Es gibt auch Pferde mit einer extrem dünnen Hufsohle. Diese Pferde sind durch den verringerten Schutzfaktor der dünnen Sohle für die Entwicklung von Hufgeschwüren sehr empfindlich. Ein permanenter Hufschutz mit Eisen, Kunststoffbeschlag oder auch im Einzelfall mit Hufschuhen kann dort spontan das Problem lösen.
Die Qualität der Hornsubstanz ist ernährungsbedingt zu unterstützen. Erfahrungsgemäß funktioniert das mit Kombinationspräparaten mit Biotin und bestimmten Mineralien.
Eine tägliche Zugabe von Farriers formula hat sich in der Praxis dafür extrem gut bewährt.