Mineralstoffversorgung von Mutterstuten und Saugfohlen
Die letzte Phase der Trächtigkeit und das erste Lebenshalbjahr stellen den wachstumsintensivsten Entwicklungsabschnitt des Pferdes dar.
In den letzten drei Trächtigkeitsmonaten wird ein hohes Maß an Mineralstoffen in das Skelett eingelagert und die Reserven für die bevorstehende Laktation gebildet. Dies sind die Gründe warum eine gute Versorgung der Stute und des Fohlen in dieser Phase von besonderer Wichtigkeit ist. Besonders die Mineralstoffe sind für die Entwicklung des Bewegungsapparat von großer Bedeutung. Unterversorgungen können zu Skelettreifungsstörungen, wie Osteochondrose führen und begünstigen das Entstehen von Fehlstellungen wie zum Beispiel den Sehnenstelzfuss.
Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Mineralstoffe Calcium, Phosphor, Magnesium, Eisen, Zink, Selen und Kupfer.
Die Kupferversorgung ist von großer Wichtigkeit. Dieses Element wird für die Kollagensynthese benötigt und spielt daher eine große Rolle für die Knorpelqualität. Es sind Untersuchungen durchgeführt worden, welche den Verdacht nahe legen, dass die Knorpelqualität schon in den ersten 5-6 Lebensmonaten festgelegt wird. Eine Besonderheit dieses Elementes ist, dass die Speicherung in die Leber in den letzten Trächtigkeitsmonaten erfolgt. Dieser Speicher wird in den ersten Lebensmonaten zur Versorgung benötigt wird, da die Stutenmilch (mit Ausnahme des Kolostrums) sehr wenig Kupfer enthält. Dies gilt ebenso für Zink und Selen. Eine Steigerung der Konzentration dieser Elemente in der Stutenmilch mit Hilfe der Fütterung ist nur in sehr kleinen Umfang möglich. Dies begründet, warum in den letzten drei Trächtigkeitsmonaten auf eine ausreichende Kupfer-, Zink-, Mangan- und Selenversorgung geachtet werden muss.
Hochtragende Stuten werden oft unausgewogen versorgt. An dieser Stelle muss betont werden, dass in Hinblick auf die Grundfutter wie Hafer, Heu und Gras große betriebliche Unterschiede herrschen. Die Nährstoffgehalte im Grundfutter variieren in Abhängigkeit von Faktoren wie Bodengüte, Nutzungsintensität, Düngung, Klima und Vegetationsstadium erheblich. Daher sollte eine Rationsberechnung in Kombination mit einer Grundfutteranalyse erfolgen, um eine optimale Versorgung zu gewährleisten.
Die Versorgung der Saugfohlen beruht auf den angelegten Speichern, der Stutenmilch und im geringen Umfang auf Heu bzw. Gras.
Die Beifutteraufnahme ist in diesem Zeitabschnitt noch sehr gering. Muttermilch und Gras können auf vielen Standorten die Mineralstoffversorgung nicht gewährleisten. Daher muss je nach Standort mit Defiziten von verschiedenen Mineralien gerechnet werden. Oft betroffen sind Kupfer, Zink, Mangan und Selen. Es ist daher zu empfehlen die Versorgung der Mutterstute zu optimieren und den Saugfohlen eine Mineralstoffzufuhr zukommen zu lassen. Zu diesem Zweck stehen spezielle Saugfohlenmineralfutter bzw.- aktuell auch Mineralfutterpasten zur Verfügung. Diese sollten in Problembetrieben nach Grundfutteranalyse und Rationsberechnung schon in den ersten Lebenswochen zugeführt werden. Ansonsten empfiehlt sich eine Ergänzung bei reiner Milch – Grasdiät ab der 8. Lebenswoche. Dieses Mineralfutter ist speziell für Saugfohlen konzipiert worden und sollte daher nicht beim Absetzer eingesetzt werden.
Natürlich ist nicht nur die Mineralstoffversorgung für eine optimale Entwicklung des Bewegungsapparats der Fohlen von Bedeutung. Tägliche Bewegungsaktivitäten in der Aufzuchtphase dienen ebenfalls dem Heranreifen von belastungsfähigen Skelettstrukturen. Besonders Bewegungsmangel in den ersten Lebenstagen und -wochen begünstigt orthopädische Entwicklungsstörungen. Weiterhin sollte das Skeletmuskelwachstum durch hohe Energie- und Eiweißgaben nicht forciert werden.
Autorin: Dr. Anja Gabe, Fachtierärztin für Pferde
Quelle Finkler-Schade, Gesamtkonzepte für Zucht- und Aufzuchtbetriebe, Pferdefütterung zwischen Mythos, Wissenschaft und Praxis Hannover, 2007