Gesundheitsprophylaxe durch gezieltes Training
Die Vorbereitung eines Pferdes auf einen Wettkampf setzt sich aus der Ausbildung und dem Konditionstraining zusammen. Durch Ausbildung wird eine gute neuromuskuläre Koordination und eine gewisse Disziplin erreicht, während durch Konditionierung eine physiologische und strukturelle Anpassung der Körpergewebe an maximale Leistungen erzielt wird. Hierbei zu berücksichtigen sind z.B. das Alter des Pferdes, bisheriger Trainingsaufbau, vorhandene körperliche Beeinträchtigungen und Wettkampfklasse.
Konditionierungsarten:
Es gibt drei verschiedene, sich aber ergänzende Konditionierungsbereiche:- Herz-Kreislaufsystem: Durch Konditionierung werden Atmungs-, Herz-Kreislauf- und Muskelsystem befähigt Energie über geeignete Stoffwechselwege zu produzieren.
- Krafttraining erhöht die Ausdauer spezifischer Muskelgruppen.
- Durchlässigkeitsübungen erhöhen die Beweglichkeit der Gelenke.
Grundlagen des Konditionstrainings:
Das Arbeitspensum hängt von der Häufigkeit, Intensität und der Dauer der einzelnen Trainingsphasen ab. Wenn ein Pferd täglich das gleiche Arbeitspensum absolviert, erreicht und erhält es einen gewissen Fitnesstandard, verbessert diesen aber nicht. Eine Verbesserung des Fitnesstandards ergibt sich aus einem allmählichen Anstieg des Arbeitspensums. Es wird also stufenweise vorgegangen und ein Arbeitspensum über mehrere Trainingsphasen beibehalten, um dem Körper Gelegenheit zu geben sich den gesteigerten Ansprüchen anzupassen. Dieser Wechsel zwischen einer Zunahme des Arbeitspensums und einer Periode des Anpassens wird als progressive Belastung bezeichnet. Der Kurzzeiteffekt einer anstrengenden Arbeitsphase ist die Erzeugung mikroskopischer Gewebeschädigungen, die normalerweise in 2 Tagen ausheilen. Durch den sich wiederholenden Zyklus von Schädigung und Reparatur paßt sich das Gewebe dem regelmäßigen Trainingsmuster an. Langfristig gesehen wird dem Pferd dadurch eine gute Energieversorgung der Muskulatur und eine Kräftigung der unterstützenden Strukturen wie Huf, Knochen, Knorpel, Bänder und Sehnen ermöglicht. Durch eine unzureichende und/oder eintönige Auslastung treten die genannten Mechanismen jedoch nicht in Kraft. Auf der anderen Seite führen ein übersteigertes Training oder unzureichende Erholungsphasen zu einem erhöhten Verletzungsrisiko. Die verschiedenen Körpergewebe variieren in ihrer Anpassungsrate an körperliche Beanspruchung. Beim Pferd reagieren das Herz-Kreislauf- und Muskelsystem innerhalb von Wochen auf gesteigerte Ansprüche, während Strukturen der Gliedmaßen oft mehrere Monate benötigen. Das Ziel des Konditionstrainings ist es, dass alle Gewebe dem erhöhten Trainingspensum standhalten können. In einem früheren Trainingsstadium wird also die sich schnell steigernde Herz-Kreislaufkapazität nicht voll ausgenutzt, um Überlastungsverletzungen der Gliedmaßen auszuschließen. Wird das Pferd aus gesundheitlichen Gründen z.B. Husteninfektion für ca. einen Monat ruhiggestellt, so ist nur mit einem geringen Abfall der Herz-Kreislaufkapazität zu rechnen. Dagegen ist der Kräftenachlass der Knochen, Sehnen und Bänder signifikant. Als Daumenregel gilt für jeden Monat der Ruhigstellung einen Monat Re-Konditionierung einzuplanen.Konditionierung des Herz-Kreislaufsystems:
Durch Konditionierung des Herz-Kreislaufapparates wird es dem Pferd ermöglicht Energie für die Muskelkontraktion in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen und geeignete Stoffwechselwege zu nutzen. Unabhängig von der späteren Nutzung des Pferdes, basiert das Initialstadium des Trainings auf einem Zeitraum geringgradiger Belastung. Handelt es sich um ein junges, gerade angerittenes Pferd, sollte mit einer 10-minütigen Arbeit jeden 2. Tag hauptsächlich im Schritt begonnen werden. Über einen Zeitraum von 6 - 12 Monaten wird durch Ausübung progressiver Belastung Dauer, Intensität und Häufigkeit der einzelnen Arbeitsphasen allmählich gesteigert. Das Ziel dieses Trainingsabschnittes ist, dass das Pferd einer 45 – 60-minütigen Belastung bei leichter Arbeit im Schritt, Trab und Galopp mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6-8 km/h standhalten kann. Darin werden mehrere 2-3 minütige Galoppphasen mit einer Geschwindigkeit von 16-18 km/h eingebaut. Trainingsphasen diesen Typs sollten dreimal in der Woche stattfinden. Die restlichen Tage entfallen auf die Ausbildung des Pferdes, bei einem Dressurpferd auf das Erlernen von Lektionen, bei einem Springpferd auf die Schulung des „Auges“ und bei einem Geländepferd auf z.B. die Verbesserung der Trittsicherheit. Dressurreiten ist hauptsächlich eine Ausdauersportart des Pferdes. Das Ziel weiteren Trainings ist Ausdauerarbeit bei mäßiger Geschwindigkeit. Beim Springen werden kurzfristige Hochleistungen verlangt. Das Training sollte dem sportlichen Einsatz entsprechen. Die Herzfrequenz ist ein guter Indikator für die Arbeitsintensität und sollte zwischen 140 - 210 Schlägen / Mi- nute liegen. Bei einer Herzfrequenz unter 140 Schlägen pro Minute kann es zu psychogenen Störungen wie Unruhe, Nervosität und Unsicherheit kommen. Bei mehr als 210 Schlägen pro Minute pendelt sich die Herzfrequenz ein, während sie sich ihrem Maximalwert nähert. Je schneller ein Pferd auf ebenem Untergrund läuft, desto höher ist der Energieverbrauch und die Herzfrequenz. Bei gleichbleibender Geschwindigkeit, kann die Arbeitsintensität auf folgende Arten gesteigert werden:- Aufforderung des Pferdes zu vermehrtem Schub aus der Hinterhand
- Gefällearbeit (bergauf/bergab)
- Zusätzliches Gewicht addieren
- Arbeit auf einem lockeren, tiefen Boden