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Rücken des Pferdes

Das Thema – Anreiten junger Pferde – ist immer aktuell.

Die dreijährigen müssen jetzt mit dem Sattel vertraut werden, damit eventuell die eine oder andere Materialprüfung geritten werden kann. Dies ist ein wichtiger Faktor für die Vermarktung der Nachzucht in einem Zuchtstall.

Aber Vorsicht, nicht Vermarktung um jeden Preis.

So beginnt auch die klassische Karriere eines Voltigierpferdes.

Abgesehen von der individuellen Entwicklung der Pferde ist die Belastung des Rückens und die noch nicht trainierte Rückenbemuskelung ein wichtiger Entscheidungsfaktor, wie und vor allem wie viel ein junges Pferd schon gearbeitet werden kann. Ist das Pferd schon gut entwickelt, ist die Bemuskelung schon entsprechend vorhanden, dann entscheiden verschiedene Kriterien über ein erfolgreiches und vor allem langfristig ausgelegtes Anreiten / Antrainieren des Pferdes.

Ziel der Ausbildung ist seit Jahrzehnten durch die Richtlinie Reiten und Fahren vorgegeben.

Alle stimmen der Ausbildungsskala zu, doch nur wenige beachten sie in der Praxis. Takt, Schwung, Losgelassenheit und Anlehnung sind einige der ersten wichtigen Schritte, die es zu beachten gibt. Statisch sind diese so einfach klingenden Ziele der Ausbildung für das Pferd sehr schwer zu erreichen. Um das Gewicht des Reiters, schlussendlich auch der Voltigierer nur mit der eigenen Bewegungsmechanik in Einklang zu bringen, muss das Pferd seine körperlichen Voraussetzungen so einsetzen, dass dies ohne Schaden an der eigenen Gesundheit mittel- und langfristig möglich ist. 

Ein aufgewölbter Rücken hilft die Last auf die Strukturen zu verteilen, die statisch dazu in der Lage sind.

Der Rücken, als der „Träger“ der Last muss die Fundamente, die Beine, in statischer Verbindung führen. Dazu muss der Hals als ein Hebel die den Brustkorb hebende Muskulatur nach unten bewegen. Das Hinterbein hilft dieser Konstruktion, indem es die Hinterbeine weit unter das Gewicht des Reiters / Voltigierers führt und damit der Aufwärtsbewegung des Brustkorbes unterstützt.

Diese Mechanik funktioniert nur dann, wenn der Hals als ein langer Hebel eingesetzt wird. Praxis ist, dass der Kopf und der Hals zwar nach unten „gezwungen“ werden, aber durch eine kurze und aufgewölbte Halslinie der Rücken eher in Form eines Hohlkreuzes als einer tragenden Brücke gehalten wird. Das Hohlkreuz fördert das Durchhängen der Wirbelsäule im Sattelbereich. Der Brustkorb „hängt“ zwischen Vorder- und Hinterbein, statt zwischen den Gliedmaßen als Bindeglied getragen zu werden (fehlende Brückenkonstruktion).

Der Rücken hängt durch – die Bewegung des Pferdes kann sich nicht entwickeln, weil das Reiter-/ Voltigierergewicht in dieser Position behindert.

 

Training der Halsmuskulatur, der Rückenmuskulatur und der Hinterbeinbemuskelung sind eine unabdingbare Voraussetzung dafür.

Ein gezieltes Training setzt allerdings voraus, dass der Reiter die Fähigkeit, die Zeit und das Verständnis dafür aufbringt im Sinne der langfristigen Nutzung das Pferd zu trainieren. Eine reiterliche Grundausbildung ist für ein Voltigierpferd ein aktiver Gesundheitsschutz.

Was passiert, wenn das Pferd nicht „klassisch“ trainiert wird?

Durch das „schnelle“ Ausbilden der Pferde, hat die Muskulatur nicht die Chance sich in der gewünschten Art und Weise zu entwickeln und trainiert zu werden. Das Pferd hilft sich, indem es mehr recht als schlecht den Reiter durch die Gegend trägt.

Anatomisch belastet diese Haltung die Wirbelsäule in einem extremen Maß. Die Wirbelsäule im Bereich der Sattellage besteht aus mit kleinen Gelenken verbundene Wirbelkörpern, die nach oben sogenannte Dornfortsätze als knöcherne Ausziehungen besitzen. Eine durchhängende Wirbelsäule wird eher eine Reaktion an den Dornfortsätzen verursachen, als eine aufgewölbte. Das Bild zeigt uns die Grundkonstruktion der sich im Verlauf der Sattellage in ihrer Ausrichtung zusammenlaufenden Dornfortsätze. Im vorderen Bereich sind diese Knochenausziehungen nach hinten, im mittleren Verlauf nach oben und im hinteren Sattelbereich eher nach vorne gerichtet.

Wird durch das „Aufwölben“ der Wirbelsäule das Berühren der Dornfortsätze verhindert, kann es nicht zu der so oft gestellten Diagnose des „kissing spines“ kommen.

Was heißt eigentlich „kissing spine syndrom“?

Wie so vieles ist auch der Ausdruck des „kissing spines“ aus dem Englischen übernommen worden. Es bedeutet, dass sich die Wirbel, die „spines“, in der Bewegung berühren – küssen „kissing“ und so aneinander scheuern und damit ein schmerzhaftes Geschehen beim Pferd verursachen. Die Wirbelsäule schmerzt, das Pferd zieht den Rücken noch mehr weg und die ohnehin schon durchhängende Rückenlinie wird sich noch mehr nach unten, statt idealerweise nach oben wölben. Dieser Teufelskreis kann sich dann im Laufe der Zeit immer mehr dramatisieren. Im extremen Fall sind solche Pferde nicht mehr als Reitpferde und schon gar nicht als Voltigierpferde nutzbar.

Links im Bild erkennt man noch einen gewissen Abstand zwischen den Dornfortsätzen. Je weiter man nach rechts kommt, desto geringer werden die Abstände und berühren sich auch deutlich.
-> deutliches „Kissing spine syndrom“
 

Wie kann man das verhindern?

Voraussetzung speziell beim Voltigierpferd, ist ein „reifes“ Pferd. Ist die körperliche Entwicklung ausreichend, so ist das Pferd auch grundsätzlich dreijährig schon in der Lage Last jeder Art zu tragen.

Wichtig für ein korrektes Anreiten eines Pferdes ist der passende Sattel. Es reicht besonders beim jungen, noch nicht gerittenen Pferd nicht aus, irgendeinen Sattel auf das Pferd zu legen und damit das Pferd einzureiten. Der vordere Anteil der Sattellage des Pferdes ist deutlich belastbarer als die Mitte oder gar der hintere Anteil. Ein unpassender Sattel mit oft nach hinten verlagerten Druckauflagepunkten verhindert die korrekte Aufwölbung des Rückens und ist damit ein echter Gesundheitsschädigender Faktor.

Mit grünen Pfeilen beschriftete Bereiche sind deutlich belastbarer als die mit rot gekennzeichneten.

Der Reiter sollte zumindest ausbalanciert sitzen können und über eine entsprechende reiterliche Grundausbildung verfügen. Ein Reiter, der das Nahziel nicht kennt und nicht weiß wohin er das Pferd fördern soll, ist nicht geeignet, ein junges Pferd anzureiten. Das Pferd darf in der ersten Zeit in der täglichen Arbeit nur mäßig belastet werden. 15 – 20 Minuten unter dem Reiter sind zu Beginn die maximale Zeitdauer. Je nach Konditionierung kann der Belastungsrahmen ausgebaut werden.

Belastet werden soll das Pferd nur bis zu dem Punkt, an dem es von sich aus mitmacht. In der ersten Zeit sollte nicht über den Ermüdungspunkt hinweg trainiert werden. Stangentreten, klettern im Gelände und sachgemäßes Vorwärtsreiten unter dem Sattel ohne zu enge Halsung und dem Nasenrücken kurz vor der Senkrechten sind gute Voraussetzungen, damit das Pferd die richtige Muskulatur trainiert und damit auch langfristig in der Lage ist, das Reitergewicht / die Voltigererlast möglichst verschleißarm zu tragen.

Vorwärtsabwärtsbewegung der Halswirbelsäule, damit Heben des Brustkorbes und eine aktive Hinterbeinmechanik helfen das Reitergewicht mühelos zu tragen.

Eine geduldige und fachlich kompetente Ausbildung des jungen Pferde ist eine Gesundheitserhaltende Maßnahme. Kurzfristige „Vermarktungsfreundliche“ Ausbildungsvarianten sind nicht Pferdegerecht und erhöhen die Gefahr, dass Pferde nur kurzfristig in der Lage sind, sportlich eingesetzt werden zu können.

Die korrekte Grundausbildung ist ein absolut grundlegender Faktor bei der Nutzung als Voltigierpferd. Balance und die Fähigkeit den Rücken aufzuwölben und die Last entsprechend zu tragen und zu verteilen, beugt Verschließ vor, erhöht die Arbeitswilligkeit und erhält die Gesundheit des Pferdes. Ein zufriedenes, gut trainiertes Voltigierpferd ist in der Lage auch die ständigen Lastwechsel sicher zu überbrücken. Der Sicherheitsfaktor steigt also nicht nur für das Pferd, sondern reflektiert auch unmittelbar auf die Sicherheit der Voltigierer.

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