Kolik und Rosse – gibt es eine Verbindung?
Der Verdauungsapparat des Pferdes ist ein hoch kompliziertes System.
Schwer verdauliche Futterbestandteile können beim Pflanzenfresser Pferd sehr effizient in verdauliche Substanzen umgewandelt werden. Dies geschieht in einem sehr langen Magen-Darmtrakt der bis zu 30 Meter lang ist. Millionen von Darmbakterien sind dabei sehr leistungsfähige Helfer.
Das Urpferd benötigte so ein spezielles Verdauungssystem. Es lebte von kargem, energiearmen Steppengras. Von diesem Gras musste sehr viel aufgenommen werden, um den Bedarf des Pferdes zu decken.
Heute besteht die Pferdefutterration aus hochwertigen, energiereichen Futterbestandteilen. Die Funktionen und Bakterien des Darmes werden nicht in der ursprünglichen Art und Weise genutzt. Daraus folgt eine erhöhte Anfälligkeit für Kolik = Bauchschmerzen beim Pferd. Das Verdauungssystem wird nicht alleine durch die Ernährung beeinflusst. Herz- und Kreislaufprobleme führen zu einer schlechteren Durchblutung des Magen-Darmtraktes. Dies wiederum führt zu verringerter Darmbewegung und birgt die Gefahr von Verstopfungskoliken.
Stress, Magengeschwüre und Magen-Darmtumore sind weitere mögliche Kolikverursacher.
Manche Stutenbesitzer kennen das Problem wenn ihre Stute Rosse zeigt. Auch jetzt können regelmäßig milde Koliksymptome auftreten. Im Verlaufe des Zyklus kommt es besonders am Eierstock der Stute zu, in bestimmter zeitlicher Reihenfolge, ablaufenden Veränderungen. Diese sind hormonell gesteuert. Die Hauptaktivitätszeiten sind der Frühling und der Sommer.
Dies kann ein Grund sein, warum Stuten Koliksymptome im Frühjahr mit dem Ingangkommen der Zyklusaktivität zeigen.
Der Zyklus der Stute dauert im Durchschnitt 21 Tage. Als Zyklus wird die Zeit zwischen 2 Eisprüngen bezeichnet. Am Eierstock reifen Follikel mit den darin enthaltenden Eizellen. Im Verlauf der letzten 24-48 Std. einer Rosse kommt es zum Eisprung. Die Eizelle gelangt danach über den Eileiter in die Gebärmutter. Nach dem Eisprung entsteht an dieser Stelle des Eierstockes ein sogenannter Gelbkörper. Zuerst füllt sich die Follikelhöhle mit Blut (= Corpus haemorrhagicum). Aus dem Corpus hemorrhagicum entwickelt sich dann der Gelbkörper, das Corpus luteum. Die Follikelphase dauert 5-7 Tage, die Gelbkörperphase 14-15 Tage.
Stuten können in der Follikelphase durchaus Koliksymptome zeigen.
Es ist ratsam in solchen Fällen eine Untersuchung der Stute durchführen zu lassen, um zu überprüfen, ob es sich um eine normale Zyklusaktivität handelt oder nicht. Oft ist eine extreme Follikelreifung schon rectal durch den Tierarzt ohne weitere Hilfsmittel zu tasten. Mit Hilfe des Ultraschalls kann meist eine reguläre Follikelreifung von einer atypischen Follikelentwicklung abgegrenzt werden. Beim Pferd überzieht das Bauchfell den Eierstock. Reift ein Follikel und erreicht dabei extreme Größe, kommt es zu einer starken Spannung des Bauchfelles über dem Eierstock. Dies führt im Einzelfall zu erhöhter Empfindlichkeit und auch zu Koliksymptomen. Auch am Eierstock können Tumore entstehen. Verschiedene Tumorarten am Eierstock der Stute können mit kolikartigem Verhalten verbunden sein. Ein Tumor kann zu Zug an der Eierstocksaufhängung führen oder ganz einfach wegen seiner Größe eine Behinderung der Darmperistaltik darstellen. Hämatome (Blutergüsse) oder Abszesse kommen ebenfalls am Eierstock vor und können mit Kolikverhalten einhergehen. Veränderungen im Bereich der Gebärmutter sind dagegen meistens nicht mit Kolikverhalten verbunden.
Sollten alle Untersuchungen ohne Befund sein, kann man der Stute über einen bestimmten Zeitraum ein künstliches Hormon, ein Progesteron verabreichen. Dadurch wird die Rosse unterdrückt. Stellt sich die Kolikproblematik damit ein, ist definitiv ein Zusammenhang zwischen Zyklusaktivität und Kolikverhalten herzustellen. Nux vomica Homaccord hilft bei milden Koliksymptomen auch in Verbindung mit großen Follikel. Es wird 3x tägl. 30 Tropfen und bei akuter Koliksymptomatik 4-5 mal hintereinander im Abstand von jeweils 15-20 Minuten gegeben. Es handelt sich hierbei um eine erste Hilfe Maßnahme und soll natürlich nicht die Untersuchung und Behandlung durch einen Tierarzt ersetzen.
Kolik ist eine Erkrankung deren Ursache häufig sehr schwer zu ergründen ist.
Sehr wichtig ist eine pferdegerechte Haltung und Ernährung. Häufige Futtergaben in Verbindung mit ausreichendem Rohfaseranteil sind wesentlich für ein gesundes Pferd. Wasser ist für das Pferd wie für andere Lebewesen sehr wichtig. Im Sommer auf der Weide oder noch wichtiger auf einem Turnier im LKW oder Anhänger benötigt das Pferd große Mengen Wasser. Zu wenig Wasser führt zu einer Herz- und Kreislaufbelastung und zum Eintrocknen des Magen-Darminhaltes. Neben der pferdegerechten Fütterung sollte jedes Pferd täglich ausreichend Bewegung haben. Bewegung stimuliert die Darmfunktionen.
Nicht zu vergessen ist die regelmäßige halbjährliche-/ jährliche Zahnkontrolle. Sind die Zähne nicht in Ordnung, kauen die Pferde das Futter nicht klein und die Gefahr für Kolik steigt.