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Chip in der Pferdezucht – was kann man dagegen tun?

Das Fohlen kommt und alles ist gut. Doch auf dem Weg zum erwachsenen Reitpferd vergehen mindestens drei Jahre. Während dieser Zeit werden die Weichen für eine belastbare Karriere als Sportpferd und damit auch für den späteren Wert des Pferdes gestellt. Ein wesentliches Thema in der Pferdezucht sind die sogenannten „Chips“. Dieser Begriff hat sich über die Jahre in Pferdekreisen für die Bezeichnung freier Gelenkskörper eingestellt. Chips sind keine „neue Krankheit“ wie viele behaupten. Diese freien Gelenkskörper gab es schon immer, nur wurde das Entstehen eines Chips früher mit einem Anschlagen oder Vertreten des Pferdes erklärt. Heute weiß man, dass die Entstehung von freien Gelenkkörpern anders verläuft.

Wie entstehen „Chips“ im Gelenk?

Während der Entwicklung junger Pferde kommt es bei ca. 30 % der Fohlen eines Jahrganges zu einer Stoffwechselstörung der Knorpel-Knochengrenze. Die Folge sind Verdickung der Knorpelschicht, schlechte Versorgung des Knorpels und einem teilweise Ablösen von Knorpelstücken aus der Knorpeloberfläche im Gelenk. Der so abgelöste Knorpel verknöchert während er frei im Gelenk herumschwimmt. Man nennt den Erkrankungskomplex, der die Ablösung von Knorpelanteilen aus der Gelenksfläche verursacht in der Fachsprache auch Osteochondrosis dissecans – OCD.

Der so entstandene freie Gelenkskörper reizt das Gelenk, führt zu einer Entzündung der Gelenkskapsel und eine Gelenksschwellung ist die akute Folge. Im Röntgenbild sind freie Gelenkskörper leicht festzustellen.

Symptome eines „Gelenkchips“ beim jungen Pferd

  • Schwellung der großen Gelenk wie Kniegelenk, Sprunggelenk oder auch Fesselgelenke
  • Steifer Bewegungsablauf bis hin zu
  • Unterschiedlich ausgeprägten Lahmheiten

Wie kommt es zur Entwicklung von freien Gelenkskörpern?

Die Vererbung spielt bei der Entstehung eine gewisse Rolle. Ca. 25% Anteil an der Entstehung von freien Gelenkskörpern wird der Vererbung / Genetik zugeordnet. Aber daneben sind noch andere Faktoren für das Auftreten verantwortlich. Bewegung des jungen Fohlens in natürlicher Art und Weise führt zu einer Stoffwechselaktivierung. Haben junge Pferde nicht genügend Auslauf, steigt das „Chiprisiko“ deutlich an. Falsche Ernährung und fehlende Spurenelemente sind ebenfalls wesentliche Einflussfaktoren. Zu stark gefütterte Pferde entwickeln sich zu schnell und werden auch noch zu schwer. Beides führt zu einer unphysiologischen Entwicklung mit einem deutlich erhöhtem „Chiprisiko“. Kupfer, Selen und Zink gehören in das Ernährungsprogramm einer Fohlenaufzucht genau wie Kalzium, Magnesium und Phosphor. Speziell in Gegenden mit einem geringen Kupfergehalt im Boden und damit auch einem geringen Kupfergehalt im Heu ist die Häufigkeit von freien Gelenkskörpern höher als in Gegenden mit ausreichender Kupferversorgung.

Was tun, wenn ein Chip festgestellt wird?

Jetzt kann man mit Ernährung und Bewegung nicht mehr korrigieren. Die meisten Pferde sind auch mit einem Chip im Sport einsetzbar. Kommt es zu einer Lahmheit oder will z.B. ein Käufer den Chip entfernt haben, so ist das möglich. Eine Operation mittels Arthroskopie kann die freien Gelenkskörper entfernen. Die Methode der Arthroskopie hilft mittels zweier kleiner Schnitte im Gelenk sehr schonend zu operieren. Mit einer Optik wird das Gelenk gesichtet und durch den zweiten Zugang führt der Operateur die Zange oder Kürette ein. Der Chip wird so entfernt, das Gelenk gespült und wieder verschlossen. Die Technik ist einfach, aber die Kosten dafür nicht unerheblich. Besser als eine Operation ist die Prophylaxe, die die Gefahr der Entstehung eines Chips minimiert.

Wie kann man der Entstehung von freien Gelenkskörpern vorbeugen?

Die Auswahl der Elterntiere sollte sich auch auf deren Gesundheit beziehen. Zwar ist die Beteiligung an der Entstehung von Gelenkskörpern nur zu 25% erblich, doch reduziert die Auswahl eines Hengstes ohne diese Veranlagung die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung von „Chips“.
Ist das Fohlen geboren, sollte es vom ersten Tag an Bewegung bekommen. Bewegung heißt, dass sich das Fohlen mit seiner Mutter auf der Weide bewegen soll wie es möchte. Forciertes Bewegen in der Halle oder auf dem Platz ist zu stark belastend und fördert eher die Knorpelablösung als sie zu verhindern. Auch das Mitlaufen des Fohlens während die Mutter geritten wird sollte in den ersten Lebensmonaten unterbleiben.

Genetik und Bewegung sind wichtige Faktoren in der Gesundheitsprophylaxe eines Pferdes. Der fast wichtigste Anteil in der Vorbeuge wird durch eine gezielte Ernährung erreicht. Energie in Form von Kraftfutter muss sehr genau berechnet werden. Zu viel Energie, vor allem in Form von Stärke/Zucker, belastet den Organismus und führt zu Entwicklungsstörungen. Fett in Form von Öl kann dagegen bis zu 10% der Gesamtration Krippenfutter als Energieträger ergänzen. Gleichzeitig muss die Getreideration deutlich reduziert werden.

Neben der Energie muss eine ausbalancierte Spurenelementversorgung gewährleistet sein. Viel hilft viel – ist aber auch hier nicht das richtig Prinzip! Die Bestimmung der Spurenelemente Kupfer, Selen und Zink sowie Kalzium, Phosphor und Magnesium im Grundfutter wie dem Heu oder Silage sind wichtige Voraussetzungen für die Rationsberechnung. Ziel ist es, ca. 100 % des täglichen Bedarfes an diesen Stoffen regelmäßig zu decken. Bis zu 120% sind tolerabel. Mehr als das schadet dem Organismus des Fohlens. Eine individuelle Fütterung der Fohlen muss gewährleistet sein.

Risikogruppen zur Entstehung eines Gelenkschips

  • Schnell wachsende Fohlen
  • Verstellte Fohlen
  • Unterentwickelte, unreife Fohlen
  • Zu schwere Fohlen
  • Fohlen mit erblicher Veranlagung

Die Entstehung von Gelenkschips ist kein unabwendbares Schicksal

Schon bei der Auswahl des Hengstes, über die Bewegung des jungen Pferdes bis hin zur Fütterung kann sehr viel Vorbeuge geleistet werden. Auch hier lohnt es sich, mit einem professionellen Management die Aufzucht zu betreiben, um den heute so schwer zu erreichenden Zuchterfolg auch wirtschaftlich zu gestalten.

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