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Cushing Syndrom

Langes – stumpfes Fell, Muskelschwund und andere Erkrankungssymptome beim Pferd wurden über Jahre als Einzelsymptome erklärt und therapiert. Die Erkrankung des Cushing Syndroms war beim Pferd nicht bekannt oder zumindest nicht in der heute wissenschaftlich erklärbaren Form erkannt worden.

Seit einigen Jahren weiß man, dass es diese Erkrankung beim Pferd gibt und das häufiger als zuerst angenommen.

Was heißt „Cushing Syndrom“?

Der Name der Erkrankung beschreibt eine Anzahl verschiedener Symptome, die aufgrund einer hormonellen Umstellung des Pferdes zu erklären sind. Der Name – Cushing – wurde nach dem Entdecker der Erkrankung vergeben.

Grund für die Erkrankung mit seinen verschiedenen Symptomen ist der hormonelle Regulationsmechanismus im Körper, der für die Steuerung von körpereigenem Kortison verantwortlich ist.

Cortisol, ein vom Körper selbst produziertes Kortison, wird vermehrt produziert. Kortison hat im täglichen Umgang immer einen negativen Beigeschmack. Es ist aber eine körpereigene Substanz, wird vom Körper als Stoffwechselinstrument benötigt und auch selbst hergestellt. Die Produktion von Kortison geschieht aufgrund einer stärkeren Ausschüttung eines Hormons, dem ACTH, das für die Steuerung der körpereigenen Kortisonproduktion als übergeordnetes Hormon verantwortlich ist.

ACTH wird in der Hypophyse, der Hirnanhangsdrüse produziert.

Wie entsteht ein Cushing Syndrom?

Die Hirnanhangsdrüse produziert mehr ACTH, wenn sie vergrößert ist. Dies kann sehr selten beim Pferd durch einen Tumor an der Hirnanhangsdrüse bedingt sein. Hauptsächlich kommt es altersbedingt zu einer Vergrößerung der Hypophyse – Hirnanhangsdrüse.

Die vergrößerte Drüse produziert vermehrt ACTH und der Körper reagiert mit einer verstärkten Produktion von körpereigenem Kortison.
Neben der Störung des übergeordneten Systems – der Hirnanhangsdrüse, ist in Einzelfällen auch eine Erkrankung im Kortisonproduzierenden Organ, der Nebennierenrinde für die Überproduktion verantwortlich. Beim Pferd spielt im Gegensatz zum Menschen eine tumorbedingte Kortisonfehlproduktion eine untergeordnete Rolle. Sie kommt nur in wenigen Einzelfällen nachweislich vor.

Eine Verabreichung von Kortison im Rahmen einer Behandlung des Pferdes kann unter Umständen, über längere Zeit und in großen Mengen verabreicht, zur Entstehung von einem Cushing Syndrom führen. Dies ist in der Pferdemedizin aufgrund der verabreichten Kortisonkonzentrationen und der geringen Lebenserwartung der Pferde aber eher selten.

Wie äußert sich das Cushing Syndrom?

Wie der Name „Syndrom“ schon verrät, ist die Erkrankung nicht durch ein Einzelsymptom zu erkennen. Syndrom steht für eine Vielzahl und das Zusammenspiel von Symptomen – Erkrankungsanzeichen am Pferd.

Beim Pferd können folgende Krankheitsanzeichen für ein Cushingsyndrom sprechen:

  • Langes, struppiges Fell, das im Sommer nicht oder nur zögernd wechselt
  • Dicker Bauch und ansonsten eher geringe Muskelausbildung
  • Gewichtsverlust
  • Teilnahmslosigkeit
  • Häufiger und vermehrter Harnabsatz
  • Verminderte Schmerzempfindlichkeit
  • Verminderter Appetit
  • Erhöhte Infektionsanfälligkeit
  • Narkolepsie – Pferde schlafen im Stehen ein und „sacken“ kurz in sich zusammen.
  • In Einzelfällen auch Hufrehe, Kolik abnorme Rossezyklen und Vorwölben des Augenfettpolsters

Wie kann man ein Cushing Syndrom diagnostizieren?

Eine genaue Diagnose ist nur mit Hilfe von Laboruntersuchungen zu bekommen. Es wird dabei ein direkter oder/und indirekter Nachweis der Aktivität der Hirnanhangsdrüse durchgeführt.

Direkt ist die Menge an ACTH im Blut nachweisbar. Erhöhte Aktivität zeigt eine Erhöhung des ACTH Blutspiegels.

Ist der gemessene Wert des Hormons ACTH fraglich und grenzwertig, kann die Menge des körpereigenen Kortisons bestimmt werden. Die einfache Messung des Kortisons im Körper des Pferdes reicht nicht aus, um die Diagnose Cushing zuverlässig bestätigen zu können. Die individuellen Kortisonkonzentrationen sind sehr unterschiedlich.

Man versucht den eigentlich für die Erkrankung verantwortlichen Mechanismus der übergeordneten Regulation für die Kortisonproduktion zu bestimmen. Nach Messung einer körpereigenen Konzentration von Kortison im Blut des Pferdes wird dem vermutlich kranken Pferd zusätzlich Kortison verabreicht. Die Verabreichung von zusätzlichem Kortison würde im Normalfall dazu führen, dass der Körper das Kortison erkennt und als Regelmechanismus die eigene Kortisonproduktion sofort absenkt.

Dieser Steuermechanismus funktioniert beim erkrankten Pferd nicht. Der Kortisonspiegel ist beim erkrankten Pferd nach 24 Stunden deutlich erhöht gegenüber dem Ausgangsmesswert. Eine körpereigene Regulation findet nicht statt. So lässt sich die Diagnose Cushing Syndrom bestätigen.

Was kann man dagegen tun?

Die Erkrankung des Cushing Syndroms kennt man aus der Humanmedizin. Dort gibt es in Einzelfällen die Möglichkeit, einen eventuellen Tumor an der Hirnanhangsdrüse operativ zu entfernen. In den überwiegenden Erkrankungsfällen beim Pferd ist eine altersbedingte Hypertrophie – Vergrößerung der Hirnanhangsdrüse die Ursache für eine überschiessende ACTH Produktion. Eine Strahlentherapie wie in der Humanmedizin hat beim Pferd keinen therapeutischen Effekt.

Übrig bleibt eine medikamentöse Therapie. Dazu gibt man das Präparat Pergolid, das auch in der Humanmedizin zur hormonellen Regulation für diese Form des Cushing Syndroms eingesetzt wird. Pferde benötigen unterschiedliche Konzentrationen dieses Präparates. Der Tierarzt muss die Konzentration aufgrund seiner individuellen Wirkung im Körper des einzelnen Pferdes ermitteln. Erst nach 4 – 6 Wochen ist eine Verbesserung der klinischen Symptome wie oben beschrieben zu erwarten.

Bei Pferden tritt diese Erkrankung fast immer im Alter auf.

Nicht jedes alternde Pferd hat eine Cushing-Erkrankung. Viele alte Pferde neigen auch ohne eine hormonelle Imbalance zu einem verzögerten Haarwechsel, erhöhter Infektionsanfälligkeit, Muskelmassenabnahme und einem eher sehr ruhigen Wesen.

Aus diesem Grund sollte bei der Haltung alter Pferde besonders auf eine gute Futterqualität, regelmäßige Entwurmung, regelmäßige Zahnkontrolle und entsprechende Hufpflege (zur Vorbeuge Hufrehe) geachtet werden.

Ein Cushing Syndrom ist keine lebensbedrohende Erkrankung.

Damit umzugehen heißt, sein Pferd entsprechend der Stoffwechselentgleisung mit Hilfe des Tierarztes gezielt zu ernähren, zu halten und eventuell zu therapieren.

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