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Hufeisengröße – Was ist „richtig“?

Der Beschlag des Pferdes als Schutz des Hufes vor zu starker Abnutzung ist seit hunderten von Jahren eine immer weiter entwickelte Kunst. Die Ansprüche an das Pferd haben sich im Verlauf der Zeit deutlich verändert. So wurde aus dem Kampfross ein Arbeitspferd und in der neueren Geschichte ein Hochleistungssportler.

Der Hufbeschlag musste sich den veränderten Bedingungen anpassen. Noch nie war die züchterische Entwicklung so rasant wie heute. Das heutige Sportpferd hat mit dem vor 30 – 50 Jahren genutzten Pferd nur noch ein im Wesentlichen gemeinsames Äußeres.

Die Leistung, die von unseren heutigen Sportpferden erbracht wird, ist sprunghaft gestiegen. Die Anforderungen an den Sport sind im gleichen Maße gestiegen. Nicht nur hoch und schnell müssen Springpferde sein, sondern auch technisch sind die Parcours deutlich anspruchsvoller als früher. Kurze Distanzen, aber auch schnelle, enge Wendungen selektieren die „Guten“ von den „Schlechten“.

Bei den Dressurpferden wird der Schwung und Ausdruck immer mehr intensiviert. Elastizität wird oft in Seitengängen und auf engen Wendungen trainiert. Eben diese Elastizität und Wendigkeit gilt es auch im Hufbeschlag zu berücksichtigen. War man vor einigen Jahren noch davon überzeugt, dass ein großes Eisen über eine große Fläche die Statik des Pferdes deutlich verbessert, so werden wir heute mehr denn je mit Problemen der seitlichen Haltebänder (vor allem im Hufgelenksbereich) und arthrotischen Problemen mit Reaktionen der seitlichen Gelenkränder konfrontiert.

Große Eisen ermöglichen über ihre große Fußungsfläche eine Lastverteilung. Aufgefangen wird die Last aber ohnehin über die Hufwände und gegebenenfalls dem Strahl bzw. die Hufsohle. Ist der Huf unregelmäßig konstruiert oder die Anatomie des Beines kompliziert, kann durch eine teilweise Verbreiterung des Eisens sicherlich eine Verbesserung der Lastverteilung erreicht werden – Dies aber nur im Falle einer besonderen Anatomie.

Nun sind wir uns alle heute bewusst, dass eine Verstellung der Zehenachse eines ausgewachsenen Pferdes nicht mehr zu korrigieren ist. Das Wachstum ist spätestens mit 18 Monaten tatsächlich abgeschlossen. Danach kann das Eisen nur kompensieren.

Zunächst muss diskutiert werden, wie ein regelmäßiger Huf durch ein Hufeisen unterstützt werden kann. Groß und rund – oder eher klein und der Hufform entsprechend. Zwischen diesen zwei Extremen gibt es viele Varianten, über die auch im Einzelfall zu entscheiden ist.

Grundsätzlich wird aber durch die heutige sportliche Anforderung die Fragestellung sicher deutlich komplizierter. Es bleibt grundsätzlich zu bewerten, welchen Sport das Pferd auf welchem Niveau und welchem Boden zu leisten hat. Je höher die sportliche Anforderung, desto sensibler muss die Hufeisengröße betrachtet werden.

Ein Dressurpferd, das auf hohem Niveau trainiert wird, kann mit großen Eisen eher Probleme bekommen. Enge Wendungen und Seitengänge werden mit steigendem reiterlichen Anspruch deutlich intensiviert. Geht ein Pferd Traver, springt es eine Pirouette oder wendet ein Springpferd nach einem Sprung eng, so muss es über die seitliche Hufwand „abrollen“. Die Thematik des Abrollens wird im Bereich der Zehenspitze als Zehenrichtung seit vielen Jahren im Hufbeschlag praktiziert. Genauso muss heute über eine Abrollerleichterung in der seitlichen Bewegungsrichtung nachgedacht werden. Wenig oder gar keine Garnitur, bodenenge Ränderung und eventuell eine Hufeisengröße kleiner sind die zu überlegenden Maßnahmen. Je enger die Wendung, desto weiter nach hinten muss das Eisen diese seitliche Abrollunterstützung geben. Grundsätzlich muss bei einem eng gelegten Eisen oder / und bodenenger Ränderung die Statik des Hufes berücksichtigt werden. Zu enge Eisen bei steilen Hufwänden oder sogar eingezogenen Trachten wirkt sich eher nachteilig auf die Biomechanik des Hufes aus.

Auch krankhafte Veränderungen an den Gliedmaßen und besondere Bewegungsanomalien sind bei der Wahl des Hufeisens wesentliche Entscheidungsfaktoren. Leider gibt es für die Größe des Hufeisens nur wenige quantitative Messgrößen. Wissenschaftliche Untersuchungen zu dieser Thematik sind nur im Ansatz durchgeführt und entsprechende Ableitungen für die tägliche Praxis zurzeit noch auf empirische Daten bezogen. Eine Diskussion zu diesem Thema soll daher angeregt werden.

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